Compliance-Talk zum Thema Nachweisformen aus Sicht eines Beraters und Auditors
In unserer letzten Folge des Compliance Talks haben wir uns mit den verschiedenen Formen von Nachweismöglichkeiten auseinandergesetzt für Gesetzeskonformität im Umweltrecht und in der Arbeitssicherheit. Wir haben den Newsletter verglichen mit einer eigenen manuell geführten Gesetzesliste und mit einem professionellen Nachweistool.
Im heutigen Compliance Talk ist Philippe Nicotera bei mir zu Gast. Er ist Berater für Management Systeme und ISO 14001 Auditor, aber auch für ISO 9001 und für weitere Normen aus dem Gesundheitsbereich. Er ist als Berater wie auch als Auditor bei den Firmen unterwegs und hat langjährige Erfahrungen bei der Umsetzung der Gesetzeskonformität in den Bereichen Umweltrecht und Arbeitssicherheit.
Wir knüpfen also an beim Thema der letzten Folge und schauen, wie die verschiedenen Nachweisformen aus Sicht von Berater und Auditor beurteilt werden.
Philippe, vielen Dank, dass du den Weg auf dich genommen hast nach Rothenburg zu unserem Filmstudio bei der IPSO ECO, um mit mir über das Thema der Gesetzeskonformität zu reden.
Patrizia, vielen Dank an dich. Ich freue mich natürlich, zu diesem Thema aus der Praxis zu erzählen.
Du bist Berater und Auditor. Mich interessiert vor allem deine Perspektive im Zusammenhang mit der Norm ISO 14001, also die ISO Norm für Umwelt Management Systeme. Wie lange arbeitest du schon mit dieser Norm?
Als Auditor bin ich schon seit 25 Jahren unterwegs mit Schwerpunkt ISO Norm 9001 und Medizintechnik und seit etwa fünf Jahren in den Bereichen ISO 14001 und ISO 45001. Zusätzlich berate ich Firmen auch im Bereich von Prozessmanagementsystem, konkret der Aufbau von solchen Systemen. In der heutigen Zeit gibt es vielfach den Wunsch nach Digitalisierung und in dem Zusammenhang im Umweltbereich das Erlangen des ISO Zertifikats 14001.
Kannst du mir erklären, wieso die Gesetzeskonformität in der ISO Norm 14001 derart wichtig ist?
Auf der einen Seite ist dies ein Normpunkt. Das heisst, das Führen einer Gesetzesliste genügt nicht mehr, sondern ich muss aufzeigen, wie ich das mache. Wie verändere ich die Liste? Wie kann ich sie korrigieren? Wo habe ich allenfalls meine Risiken in den Gesetzeslisten? Und das geht natürlich rauf bis ins Top-Management, dass man sich das bewusst ist.
Gerade in der heutigen Zeit ist das Bewusstsein für den CO2-Fussabdruck vorhanden und dass das ein Element ist, das man im Griff haben muss. Und da gibt es natürlich sehr viele Unternehmen, welche entsprechende Listen haben, aber dort mangelt es schon bald an der Aktualität. Die Schwierigkeit der Aktualität und natürlich auch der Umsetzung von Gesetzeselementen in den Branchen ist ein Problem, das die Firmen in den Griff bekommen möchten.
Du hast die Nachhaltigkeitsberichterstattung angesprochen. Das ist tatsächlich auch ein Thema, das wir viel hören. Kann man sagen, dass das Bewusstsein der Firmen für das Thema Gesetzeskonformität zugenommen hat? Kannst du das bestätigen?
Ja, das würde ich so bestätigen. Es hat natürlich nicht nur mit ESG oder Nachhaltigkeit zu tun – sicher auch oder vermehrt – aber es ist schon lange ein Normpunkt. Die Aktualität des Themas Nachhaltigkeit fördert das Bewusstsein nochmals, dass man nach ISO 14001 zertifiziert ist und dass die geforderten Punkte, wie z.B. das Führen von Gesetzeslisten, in einem Managementsystem reibungslos funktionieren.
Als Auditoren schauen wir darauf, wie diese Normen umgesetzt sind und wir machen natürlich auch immer wieder Stichproben ob die Gesetzesliste aktuell ist und wenn es eine Veränderung gegeben hat, was für einen Impact das hat auf das Management System.
Was ist deine Wahrnehmung, wenn du so eine Stichprobenkontrolle machst?
Ein Auditor hat das Flair, immer etwas aufzuspüren, das nicht konform ist oder respektive nicht aktuell ist. Das muss man dann ansprechen. Ich habe auch schon erlebt, dass das zum Beispiel in Spitälern weitere Konsequenzen nach sich gezogen hat. Also wenn ein Auditor eine Kontrolle macht und Gesetze nicht aktuell gehalten und entsprechend nicht umgesetzt worden sind im Spital, hat das natürlich Konsequenzen auf der regulatorischen Seite aber auch auf die Leistungsvereinbarung mit dem Kanton, d.h. finanzielle Auswirkungen.
Somit rate ich allen Firmen, nicht nur Listen zu führen. Es muss auch die Verantwortung klar geregelt sein, wer macht was, wer initiiert Veränderungen, etc. Und da sehe ich leider schon immer noch einen Schwachpunkt, das sich niemand verantwortlich fühlt und dann glaube ich braucht es ein digitales Instrument, um eine Erleichterung herbeizuführen.
Das ist schon ein grosser Teil der Arbeit, der einem abgenommen wird, das Aktuell-Halten, Aufzeigen der Äderungen, etc. Denn dann fängt die eigentliche Arbeit erst an, wenn man weiss was die Änderungen sind und was für Auswirkungen sie auf den Betrieb haben.
Genau, mein Beispiel vom Spital ist leider kein Einzelfall. Deshalb glaube ich, ist es an der Zeit, in der heutigen digitalen Welt, dass man sich mit digitalen Systemen zu diesem Thema entsprechende Unterstützung holt.
Besten Dank Philippe für deine Eindrücke. Wenn Ihnen unser Gespräch gefallen hat, würde es mich sehr freuen, wenn Sie es weitererzählen. Und wenn Sie wissen möchten, wie wir Sie zu diesem Thema unterstützen können, dann besuchen Sie unsere Website und kontaktieren Sie uns bei Fragen.